Kunst Kontrovers (1)

Ich war und bin immer noch der Ansicht, dass viele (selbsternannte) Künstler und Kunstkenner die Rolle der Kunst, bzw. deren Möglichkeiten und (Aus-) Wirkungen als "gesellschaftserneuernde Kraft", bei Weitem überschätzen.


Jeder populäre Kinofilm, jedes erfolgreiche Videospiel, jede große Sportveranstaltung besitzt erheblich mehr gesellschaftlichen "Impact" und mehr Identifikationskraft für die allermeisten Menschen in diesem Lande, als es bildende Kunst vermutlich jemals bieten könnte, die lediglich von einem bildungsaffinen (oder auch pseudo-) intellektuellen Nischenpublikum wahrgenommen wird.

Viele (Künstler) überhöhen das was Kunst gesellschaftlich zu leisten im Stande ist. Da fragt der Psychologe in mir:

Ist das vielleicht eine Möglichkeit sich selbst, dem Künstler, mehr Wichtigkeit, mehr gesellschaftliche Relevanz zuzuschreiben? Größenfantasien und Narzissmus als (eine) grundlegende Triebkraft künstlerischen Schaffens?

Wie viele Menschen, die sich selbst als Künstler sehen, würden ihrem inneren Drang, Kunstwerke zu schaffen, weiter treu bleiben (müssen), wenn sie wüssten, dass es für diese Werke keinerlei Publikum gäbe?

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Kommentare: 8
  • #1

    enkay (Samstag, 21 Juni 2014 18:32)

    Du vergisst, dass alle einmal ohne Publikum angefangen haben. Und die viele erreichen auch nie den Status des populären Künstlers. Andere wiederum machen ihre Kunst einzig und allein für sich selbst, weil es sie erfüllt oder anderweitig glücklich macht. Und ja, ich finde, man kann sich ruhig Künstler dabei nennen. Denn Kunst kommt NICHT von können, sondern von werden!

  • #2

    enkay (Samstag, 21 Juni 2014 18:34)

    Und ja, ich bin mir meiner Schreibfehler im Nachhinein bewusst ;)

  • #3

    sabine nina hoos (Samstag, 21 Juni 2014 18:43)

    Mit Kunst verbindet uns vieles, mit Kunst lernen wir auszudrücken was wir fühlen, wer wir sind. Wir schenken farblosen weissen Untergründen neue Impulse, wir bewegen NEUES indem wir uns treuben lassen und die Kunst mit uns durchgeht. Kunst verbindet kunst schafft Freiräume und lässt uns spriessen. Kunst vermittelt Geborgenheit, etwas Schönes was Bleibendes zu schaffen und Kunst lehrt uns richtig zu sehen. Zu spüren wie die Farben unter unseren Händen zu etwas Grossem heranwächst. DEN zuschauer fesseln und uns selber in ein Neues hineinbewegen. Eintauchen in die phantasie jeden Einzelnen und um uns rum alles Schwere zu vergessen.und das genau bin ich ich bin die nur das kann und es kommt aus mir raus und ich lass mich treiben und geniesse die Fülle. Meine Hände zaubern und ich kann nichts dafür.

  • #4

    konzeptjaeger (Samstag, 21 Juni 2014 18:56)

    Vielen Dank für Eure Beiträge!

    @ enkay: Guter Einwand!

    @ Sabine: Wie gewohnt etwas kryptisch, aber auch leidenschaftlich. ;) Bezüglich "etwas Bleibendes" zu schaffen muss ich leider einwenden:

    Das ist ein Stück weit eine Illusion. Alles was Menschen tun ist vergänglich, also auch die Kunst. Alles und jeder wird irgendwann in Vergessenheit geraten. Am Ende wird nichts bleiben von den Menschen. Ich denke damit muss man sich abfinden.

  • #5

    Georg Jiri Platzer (Samstag, 21 Juni 2014 19:32)

    Gebe dir recht zumal durch die Medien heute in Werbung Film und Design oft so perfekte Sachen gezeigt werde da kann ein Bildender Künstler nicht mit, es sei den er kann auf die entsprechenden finanziellen Mittel zurückgreifen. Jedoch abseits des Mainsteams und Kunstmarktes wird er immer Impulsgeber sein. Selbstverständlichkeiten unseres heutigen Lebens beruhen auf der Bildenden Kunst. Derzeit befinden wir uns ein einer Phase in der die Kunst nach Antworten sucht. Ich bin sicher sie werden gefunden. Empfehlen möchte ich dir ein Video.
    http://youtu.be/Ob8FWxrKVZY

    Liebe Grüße

    der Jiri

  • #6

    konzeptjaeger (Samstag, 21 Juni 2014 20:16)

    @ Jiri

    Danke für diesen Beitrag. Sucht(e) "die Kunst" nicht schon immer nach Antworten, und nicht nur "derzeit"?

    Es sind stets Menschen die nach Antworten suchen: Ein ätherisch losgelöstes Konstrukt "Kunst" existiert nicht, ist immer an Individuen gebunden.

  • #7

    Georg Jiri Platzer (Samstag, 21 Juni 2014 22:37)

    Ja die Kunst suchte immer schon nach Antworten, jedoch waren die Fragen andere. So wie sich die Fragestellungen in der BK ändern, so werden auch andere Antworten erforderlich.
    Das Wort Kunst muss heutzutage für vieles herhalten, unter anderem auch für alles was Hobbymäsig und Semiprofessionell in den Sozialen Netzwerken und Künstlermärkten heute zelebriert wird. Da ist es wieder die falschverstandene Beuyssche Demokratisierung des Begriffs. Aber auch das andere Extrem, des Elfenbeinturmfestaltens und Ausgrenzens durch sogenannten Experten, Eingeweihten, und Oberstufenlehrer :) ist nicht Hilfreich, da ziemlich dämlich. Labert nicht so viel sondern gebt mal Geld aus für die Kunst, nicht für Stipendien oder sonstige Subventionen, nicht für die großen Häuser und Museen mit Ihren Mainstreamprogrammen, am besten beim Künstler, der kann dann auch wieder Arbeiten und seine Miete bezahlen und muss nicht nach sonnstigen Einnahmequellen suchen.
    Bei Eröffnungen und Vernissagen werden ja auch genug Stückchen gefressen und Sekt gesoffen. Als Gegenleistung und als Remeniszenz kann man auch mal ne günstige Original -Grafik des Künstlers mit nach Hause nehmen. Oder? Dann wird es auch schon wieder mit der Kunst.

  • #8

    konzeptjaeger (Samstag, 21 Juni 2014 23:34)

    Haha, Jiri, weitestgehende Zustimmung!

    Auch gelegentliches Elfenbeinturm-Geschwafel hat irgendwie seine Daseinsberechtigung; pauschales Intellektuellen-Bashing ist ja ebenfalls nicht hilfreich.

    Tacheles reden ist mir meist sympathisch und aus dem *hust* volksnahen Ruhrpott bestens bekannt. Daumen hoch! :) Danke für Deine lesenswerten Impulse.